Wilde Kultur

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Wurzeln schlagen

Wie wilde Pflanzen und Pilze mir dabei helfen, an unserem neuen Zuhause anzukommen

Gut einen Monat ist es her, dass wir in eine neue Gegend gezogen sind - das dritte Mal innerhalb von fünfeinhalb Jahren. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich über etwas nachdenke und vor meinem inneren Auge sehe ich mich nicht hier, sondern noch immer in unserer alten Umgebung. Mein Bewusstsein hinkt der äußeren Realität hinterher. Ein Jetlag ohne Jet.

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Seit ich angefangen habe, wilde Pflanzen und Pilze zu sammeln, hat sich der Blick auf meine Umgebung komplett verändert. Statt aus Orts- und Straßennamen, fügt sich meine innere Landkarte daraus zusammen, wo sich wann welche Pflanze oder welcher Pilz finden lässt. Bis zuletzt wusste ich nicht, wie die vielen kleinen Siedlungen rund um unser altes Zuhause heißen - aber wo der Bärlauch und der Japanische Staudenknöterich im Frühling aus dem Boden drücken, wo es Steinpilze gibt, Hexenröhrlinge und Pfifferlinge, alles das ist mit wasserfestem Fineliner auf der Karte in meinem Kopf notiert.


Diese alten Bekannten hier in der Fremde zu treffen, tröstet. Und so fügen sich auch hier nach und nach wieder die Teile zusammen. Zum Bärlauch ist es etwas weiter, dafür gibt es Teppiche von Brennnessel, Gundermann und Vogelmiere mit nur wenigen Schritten zu erreichen. Nur der bisher so allgegenwärtige Giersch fehlt bisher ganz.


Ein weiterer Abschnitt auf meiner praktisch unendlichen Weltkarte wird mit Details gefüllt, mit Vertrautem und Neuem. Und so viel schneller fühlt sich die Fremde nach Zuhause an. Die Aussicht auf wilde Sammelei hilft mir, mich trotz Ängsten zum Rausgehen zu bewegen, hier anzukommen und vielleicht... Wurzeln zu schlagen.

09.04.2021
Nadine