Gut einen Monat ist es her, dass wir in eine neue Gegend gezogen sind - das dritte Mal innerhalb von fünfeinhalb Jahren. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich über etwas nachdenke und vor meinem inneren Auge sehe ich mich nicht hier, sondern noch immer in unserer alten Umgebung. Mein Bewusstsein hinkt der äußeren Realität hinterher. Ein Jetlag ohne Jet.
The content was last updated one year ago. In the meantime lots of things could have changed. The informationen are from 09.04.2021.
Seit ich
angefangen habe, wilde Pflanzen und Pilze zu sammeln, hat sich der Blick
auf meine Umgebung komplett verändert. Statt aus Orts- und
Straßennamen, fügt sich meine innere Landkarte daraus zusammen, wo sich
wann welche Pflanze oder welcher Pilz finden lässt. Bis zuletzt wusste
ich nicht, wie die vielen kleinen Siedlungen rund um unser altes Zuhause
heißen - aber wo der Bärlauch und der Japanische Staudenknöterich im
Frühling aus dem Boden drücken, wo es Steinpilze gibt, Hexenröhrlinge
und Pfifferlinge, alles das ist mit wasserfestem Fineliner auf der Karte
in meinem Kopf notiert.
Diese alten Bekannten hier in der
Fremde zu treffen, tröstet. Und so fügen sich auch hier nach und nach
wieder die Teile zusammen. Zum Bärlauch ist es etwas weiter, dafür gibt
es Teppiche von Brennnessel, Gundermann und Vogelmiere mit nur wenigen
Schritten zu erreichen. Nur der bisher so allgegenwärtige Giersch fehlt
bisher ganz.
Ein weiterer Abschnitt auf meiner praktisch
unendlichen Weltkarte wird mit Details gefüllt, mit Vertrautem und
Neuem. Und so viel schneller fühlt sich die Fremde nach Zuhause an. Die
Aussicht auf wilde Sammelei hilft mir, mich trotz Ängsten zum Rausgehen
zu bewegen, hier anzukommen und vielleicht... Wurzeln zu schlagen.